Die Struktur des Eichhofs

Von Michael Ziegert
“Was ist der Eichhof?“ scheint auf Anhieb eine merkwürdige Frage zu sein. Zunächst einmal ist das ja offensichtlich: Ein Dorf mit Wohnhäusern, Saalbau und einer Werkstatt. Wenn man aber genauer hinschaut, wird es schnell unübersichtlich. Denn wenn man mal alle Beteiligten zusammenzählt, kommt man schnell auf große Zahlen: Fast 120 Bewohner, über 100 Mitarbeiter, hunderte Eltern, Geschwister, gesetzlich Betreuer – und wenn man dann noch die Freunde und Förderer hinzuzählt, kommt man schnell auf eine vierstellige Zahl. Da ist es bisweilen gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, wer da was tut und wofür verantwortlich ist. In Folgendem der Versuch einer einfachen Übersicht:

Die gGmbH

Jede Gemeinschaft oder Organisation braucht einen Rahmen, der nach außen hin klar macht, wer die Verantwortung trägt. Die einfachste Form ist eine GbR, eine so genannte „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“. Die kann man – auch ohne formellen Akt – per Zuruf gründen: „Lass uns gemeinsam etwas unternehmen!“ - Schon hat man eine GbR gegründet. Dabei ist aber jeder für alle verantwortlich – für den Eichhof hat man da eine andere Form gewählt, die die Verantwortung klarer regelt, nämlich eine „gGmbH“, eine „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, so wie sie auch bei Unternehmen häufig angewendet wird. Hier ist die Verantwortung gebündelt, nämlich beim Geschäftsführer. Für den Eichhof ist das seit Anfang 2007 Georg Rothmann.
Und was bedeutet das kleine „g“ vor der GmbH? Es steht für „gemeinnützig“. Der Eichhof ist – im Gegensatz zu vielen Unternehmen – nicht darauf ausgelegt, viel Umsatz und Gewinn zu erwirtschaften. Sondern Menschen Gutes zu tun. Gegenüber dem Staat hat sich der Eichhof dazu verpflichtet, keine Gewinne zu machen, die Eigentümern ausgezahlt werden. Sondern alle Einnahmen wieder in den ursprünglichen Zweck zu investieren. Vorteil für den Eichhof: Wegen der Gemeinnützigkeit zahlt der Eichhof weniger Steuern an den Staat.

Wem gehört die gGmbH?

Der Eichhof wurde Anfang der 1990er Jahre von engagierten Eltern gegründet. Sie schufen die Basis des Eichhofs auf den Konzepten der Anthroposophie, investierten ihre Kraft und ihr eigenes Geld, sorgten für Zuschüsse aus diversen Quellen, bauten zum Teil mit eigener Hand die Häuser aus und auf und gaben dem Eichhof schließlich die Rechtsform der „gGmbH“. Zu diesem Zeitpunkt waren die Eltern somit alleinige Gesellschafter des Eichhofs, was heißt: Sie waren die alleinigen Eigentümer.
Auch heute noch sind die Angehörigen Gesellschafter. Sie sind organisiert im als gemeinnützig und mildtätig anerkannten „Freundeskreis Lebensgemeinschaft Eichhof e. V.“. Hier können übrigens nicht nur Angehörige Mitglied werden, auch weitere Freunde und Förderer werden herzlich aufgenommen.
Der „Freundeskreis“ ist heute nicht mehr alleiniger Eigentümer der gGmbH. Im Jahr 2004 gaben dessen Mitglieder die Hälfte der gGmbH dem Verein, in dem die Mitarbeiter des Eichhofs organisiert sind, dem ebenso gemeinnützigen „Mitarbeiterverein Lebensgemeinschaft Eichhof e.V.“ Damit wollten die Eltern verdeutlichen, dass der Eichhof tatsächlich nur in der Gemeinschaft aller Beteiligten dauerhaft existieren kann.

Spendenkonto Lebensgemeinschaft Eichhof gGmbH:
VR-Bank Rhein-Sieg eG
IBAN:   DE82 3706 9520 6111 1111 10
BIC:     GENODED1RST

Spendenkonto Freundeskreis e. V.:
VR-Bank Rhein-Sieg eG
IBAN:  DE68 3706 9520 6506 6660 13
BIC:    GENODED1RST

 

Der Eichhofkreis

Nun könnten also Angehörige und Mitarbeiter formal genau bestimmen, was auf dem Eichhof geschehen soll – aber so funktioniert eine Gemeinschaft natürlich nicht. Deswegen sehen sich die beiden Gesellschafter nur als Unterstützer der Lebensgemeinschaft. Dieses manifestiert sich beispielsweise im so genannten „Eichhofkreis“. Das ist die Versammlung aller Bewohner, Mitarbeiter und Angehörigen, die sich regelmäßig treffen und über grundlegende Themen beraten. Hier werden die Wünsche aller - aber auch einzelner – aufgegriffen und diskutiert. Konkrete Fragen werden dann an die Gesellschafter weitergegeben.
Und natürlich gibt es noch eine Vielzahl von Treffen und Gremien, beispielsweise den Werkstattrat, den Bewohnerbeirat, die Versammlung der Hausleiter und viele mehr, die dafür sorgen, dass alles funktioniert.

Ohne Spenden geht es nicht

Der Zweck der Lebensgemeinschaft und deren Werkstätten ist es nicht, Profite zu erwirtschaften – mehr noch: Das wird sie niemals können. Denn ohne die Zuschüsse der „Öffentlichen Hand“ könnte der Eichhof nicht existieren, und auch diese steht nur für den grundlegenden Bedarf ein. Alle Bedürfnisse der Bewohner des Eichhofs, die über die Mindestanforderungen hinausgehen, werden vom Staat nicht bezahlt. Hier wurde in den vergangenen Jahren dann oft der Freundeskreis aktiv, sammelte Spenden von großzügigen Förderern, um beispielsweise Aktivitäten wie den Chor und das Orchester zu finanzieren. Ohne diese Spenden würden auch diese persönlichkeitsfördernden Maßnahmen schnell versiegen. Der Eichhof ist und bleibt auf Spender angewiesen.

Die Stiftung

Einen besonderen „Spender“ hat man Anfang 2007 ins Leben gerufen: Die Stiftung Eichhof. Hier soll dauerhaft Kapital gesammelt werden, aus dessen Zinserträgen besondere Erfordernisse des Eichhofs langfristig gesichert werden können. Die Stiftung hat mittlerweile mehrere hunderttausend Euro zusammengetragen, beispielsweise auch aus Erbschaften. Weil man aber das Geld nicht wieder ausgeben darf – so bestimmt es das deutsche Stiftungsrecht – benötigen wir viel größere Summen, um den Bewohnern nennenswert Unterstützung zukommen lassen zu können. Das ehrgeizige Ziel: In den nächsten Jahren sollen zehn Millionen Euro angesammelt werden.

Die Gemeinschaft

Zum guten Schluss ist der Eichhof jedoch etwas ganz einfaches: eine Lebensgemeinschaft. Jeder kümmert sich um jeden. Jeder ist für die anderen und für sich da. Das versuchen wir zu leben auf dem Eichhof. Und das ist auch zu finden in dem Leitsatz von Rudolf Steiner

Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele
sich bildet die ganze Gemeinschaft
und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele Kraft.