Newsletter 03/2012 - 1.April 2012

Guten Tag,
willkommen zur neuesten Ausgabe des Eichhof-Newsletters. Der heutige Inhalt:

Rückblick auf das Seminar "Rudolf Steiner und sein Impuls zur Heilpädagogik"

Von Ingrid Morgenroth
Einige Eltern hatten im vergangenen Jahr den Wunsch nach einer Veranstaltung zum 150. Geburtstag von Rudolf Steiner geäußert. In dem Bemühen Fragen nach der Anthroposophie zu beantworten, und Impulse umzusetzen, entstand der Plan zu dem Seminartag. Terminlich kam er 2011 nicht mehr zu Stande, so dass er - im Nachklang zu Steiners Geburtstag - am letzten Wochenende stattfand. Es gab von allen Seiten großes Interesse für die Veranstaltung, und da - wegen der künstlerischen Kurse - nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung stand, musste leider einigen Interessenten abgesagt werden.
Professor Dr. Warning von der Alanus Hochschule hielt den Einführungsvortrag. Er arbeitete, neben einigen medizinischen Einblicken in die anthroposophisch orientierte Heilpädagogik, die Berührungspunkte im Leben Rudolf Steiners mit seelenpflegebedürftigen Menschen heraus. Diese gab es von frühester Jugend an. Der Bruder von Rudolf Steiner war taubstumm. Mit 23 Jahren kommt Rudolf Steiner als Hauslehrer zu der Familie Specht, und übernimmt die Erziehung der vier Söhne, unter denen sich ein Sorgenkind befindet. Otto Specht hat einen Hydrozephalus und gilt als Bildungsunfähig. Diese Aufgabe wird für R. Steiner zum eigentlichen Studium der Physiologie und Psychologie. Für eine halbe Stunde Unterricht muss er sich zwei Stunden vorbereiten, und er erkennt wie Erziehung und Unterricht zu einer Kunst werden müssen. Nach zwei Jahren hat Otto Specht die Volksschulbildung nachgeholt, er besteht die Reifeprüfung für das Gymnasium, macht später Abitur und wird später Arzt. In Rudolf Steiners letzten Lebensjahr, als die drei späteren Heilpädagogen, Strohstein, Pickert und Löffler, mit der Frage nach der Heilpädagogik an Steiner herantreten, kommt das in der Erziehung von Otto Sprecht erarbeitete zum Tragen. Steiners Besuch auf dem Lauenstein, und der vom 25.6. – 7.7.1924 vor Ärzten und Heilpädagogen in Dornach gehaltene Kurs, werden zur Geburtsstunde der anthroposophisch orientierten Heilpädagogik. Geradezu spielerisch hat Professor Dr. Warning neben Steiners Biographie fast alle Grundprinzipien der Anthroposophie angesprochen, gepaart mit einigen humoristischen Einlagen, ein wirklich gelungener Beitrag.
Nach einer kurzen Kaffeepause haben sich die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Malen mit Frau Vincent in der Kerzenwerkstatt, Musik und Gesang mit Frau Genenger-Kothen und Herrn Seehausen im Förderbereich, Sprachgestaltung und Schauspiel mit Frau Koletzko in der linken Saalhälfte und Eurythmie mit Frau Morgenroth in der rechten Saalhälfte. Nach den Gruppenarbeiten strömten alle wieder im Haus der Begegnung zum Mittagessen zusammen. Angeregte Gespräche, Staunen, Freude und gute Laune zeigten sich während des Mittagessens, die nicht nur von den hervorragenden Kochkünsten von Frau Wendzioch herrührten, sondern man merkte deutlich, dass durch die künstlerische Arbeit etwas in Bewegung gekommen war.
Nach dem Mittagessen fanden wir uns zu einem Gespräch zusammen. Spontan haben einzelne Teilnehmer kurze Berichte über die verschiedenen Kurse abgegeben.
Frau Marcus berichtete ausführlich und sehr anschaulich über die Eurythmie: "Wir haben Wahrnehmungsübungen gemacht, wir haben versucht den Raum wahrzunehmen, wir haben versucht die Menschen im Raum wahrzunehmen, wir haben versucht in eine gemeinsame Bewegung zu kommen. Wir haben eine Partnerübung gemacht, um die Bewegung des anderen wahrzunehmen. Als ich die Kugeln sah wusste ich, dass jetzt Chaos kommt, weil ich das schon einmal gemacht hatte. Nach dem rhythmischen Teil, haben wir an einer Form gearbeitet, den griechischen Namen (Pentagramm) habe ich vergessen, und wir haben Gebärden für die Vokale A E I O U gelernt." Der letzte Teil des Berichtes wurde durch eine Demonstration unterstützt.
Etwas kürzer aber sehr prägnant berichtete Herr Gerhardt über Gesang und Musik: "Wir haben einen Kanon singen gelernt, und außerdem kann jeder von uns jetzt ein Instrument spielen, demnächst werden wir dem Eichhof Orchester Konkurrenz machen."
Herr von Lossow berichtete über das Malen: "Wir haben Formenzeichnen gemacht, wir versuchten uns an der Geraden und an der Gekrümmten, was mir nicht gelang, im Gegensatz zu meiner Nachbarin die den richtigen Schwung hatte. Beim Malen haben wir gelernt das Ausstrahlende des Gelb und das Einhüllende des Blau zu empfinden."
Über die Sprachgestaltung berichtete Frau von Lepel: "Wir durften an dem arbeiten, was wir Weihnachten auf der Bühne gesehen haben, an den vier Elementen. Wir haben uns vor allem mit der Luft und dem Feuer beschäftigt, und dazu Texte – das Ecce Homo von Nietzsche – und auch Gebärden gelernt." Der letzte Teil auch hier unterstützt durch eine Demonstration.
Die Berichte zeigten, dass alle Teilnehmenden einen guten Einblick in unsere Arbeit erhalten haben. Die Begeisterung war deutlich spürbar und führte zu folgenden Fragen und Kommentaren:

  • Könnte die Arbeit in den Werkstätten am Morgen nicht mit einer Euythmieübung beginnen?
  • Können solche Seminare öfter, regelmäßig stattfinden?
  • Kann die Zusammenarbeit mit der Alanus Hochschule weiter vertieft werden?
  • Wie kann die Anthroposophie stärker in die tägliche Arbeit einfließen.
  • Wie kann man die in den Häusern verbliebenen Fragmente Morgenkreis etc., inhaltlich neu füllen und beleben?

Dieser Tag macht mir Hoffnung. Er hat mir Kraft und Mut gegeben, für meine tägliche Arbeit.
In der anschließenden Kaffeepause, für die Frau Wendzioch einen leckeren Schokoladenkuchen gebacken hatte, habe ich noch folgendes erlauscht: Endlich weiß ich wie das Eichhoforchester funktioniert. Mir ist jetzt ganz klar wie Herr Seehausen es macht, dass immer alles klappt. Diese Übung hat etwas mit Geben und Nehmen zu tun. Ich war immer ganz bemüht die Kugel gut bei meinem Nachbarn ankommen zu lassen, und habe gar nicht darauf geachtet, dass ich auch wieder eine neue Kugel bekam. Andere haben ihre Kugel erst losgelassen, wenn sie eine neue bekommen haben. Deshalb stand ich dann immer ohne Kugel da, aber so bin ich halt, und andere sind eben anders, und das ist gut so. Ganz mit sich selbst im Einklang, wie schön.
Nach dem Schokoladenkuchen hat sich ein Teil verabschiedet, ein anderer hat sich noch den Film "Zwischen Himmel und Erde" - die Anthroposophie in ihren Praxisfeldern - angesehen. Der Film zeigt: Eine Waldorflehrerin die mit ihrer Klasse über einen Pass in den Schweizer Alpen läuft. Eine Eurythmistin die einen Bus für "Direkte Demokratie" fährt. Einen Demeter Bauern. Einen weiteren Eurythmisten der nach Ägypten ausgewandert ist und bei Sekem Eurythmie unterrichtet. Einen Goetheanum Vorstand. Einen Kölner der glaubt Anthroposoph zu sein, weil er ein T-Shirt besitzt auf dem "Anthroposoph" steht, der aber leider einiges verwechselt, und einen ehemaligen Waldorfschüler der mit kritischer Stimme spricht. Im Ganzen ein netter Film
. Dann war es aber wirklich zu Ende, der Rest hat sich – ganz anthroposophisch - mit Handschlag verabschiedet, und dabei nochmal große Dankbarkeit ausgedrückt. Alle waren beeindruckt, auch die Gäste. Ein gelungener Tag, stark bewegt und ganz lebendig.


Die Fotos oben zeigen Professor Warning bei seinem Vortrag.

Kurzfassung des Vortrags von Professor Warning

Von Professor Dr. Albrecht Warning.
Der folgende Text konnte mit freundlicher Unterstützung von Anna-Maria von Lossow zur Verfügung gestellt werden.

"Nun, meine lieben Freunde, wir haben hier eine ganze Anzahl von Kindern, die aus einer unvollständig gebliebenen Entwicklung heraus, erzogen werden sollen, bzw. soweit es möglich ist, geheilt werden sollen..." Mit diesen Worten beginnt Rudolf Steiner am 25. Juni 1924 den ersten Vortrag zur Heilpädagogik. Der Vortrag war zusammen mit der Medizinischen Sektion in Dornach veranstaltet worden und wurde insbesondere für Herrn Albrecht Strohschein, Franz Löffler und Siegfried Pickert gehalten. Drei Persönlichkeiten, die im Frühjahr 1924 in Jena ein altes Gasthaus auf dem Lauenstein ausgekundschaftet und dort mit einer Gruppe von Kindern Heilerziehungspflege begonnen hatten. Rudolf Steiner hatte sie dort kurz vorher besucht.
Am vergangenen Samstag wurde im Einführungsvortrag dargestellt, wie Rudolf Steiner im Verlaufe dieser zwölf Vorträge nicht nur bei der Vorstellung der Kinder aus dem Sonnenhof/Dornach elementar praktische Behandlungs-möglichkeiten angibt, sondern zugleich in der Art der Besprechung den Anwesenden methodische Wege aufzeigt, wie sie die komplexen Verhältnisse der jeweiligen Persönlichkeiten erfassen und erkennen können. Ausgehend von einer exakten Beobachtung der körperlichen Erscheinung, entwickelt er die Perspektive, inwiefern die seelischen und geistigen Kräfte der Individualität einen durch Vererbungsstrom oder sozialen Verhältnisse geprägten Körper als eine Art Hindernis für eine reguläre Entwicklung vorfinden. Dadurch werden Kräfte der Überwindung veranlagt und entwickelt, die zu zukünftigen Fähigkeiten begaben. Zukünftig bedeutet hier ein neues Leben, eine körperliche Wiedergeburt nach einer Periode eines geistigen Seins. Heilpädagogen könnten sich als Geburtshelfer einer werdenden Persönlichkeit verstehen.
Aus den Vorträgen leuchtet Rudolf Steiners Aufforderung, den Betreuten mit Enthusiasmus, Temperament, Lebenshumor und Liebe entgegen zu kommen. Allem Voran, sich zu erüben ein "Menschenerkenner" zu werden.
Der Vortragende berichtete, dass Rodulf Steiner im Jahr 1884 in Wien den Auftrag annahm in einer Familie die drei Söhne zu betreuen, deren Jüngster, Otto Specht, wegen der Anlage einer Hydrocephalie nach damaligem Ermessen nicht „bildungsfähig“ war. Es kann vermutet werden, dass diese Begegnung in R. Steiner einen lebenslangen geistig orientierten Forschungsweg auslöste, dessen Ergebnisse in den verschiedensten Lebensfeldern zu nachhaltigen Initiativen der geisteswissenschaftlichen Erweiterung im Sinne der Anthroposophie führten.
Es hat den Vortragenden mit herzlichem Erstaunen erfüllt, wie viele der Betreuten anwesend waren und in gefasster Ruhe sich den Ausführungen des Redners hingaben.

Eichhof-Kunstraum stellt in der "Schublade" Much aus

Wir sind eine Gruppe junger Menschen und wohnen in der Lebensgemeinschaft Eichhof.
In unserer Freizeit treffen wir uns regelmäßig einmal wöchentlich im 'Kunstraum', um künstlerisch tätig zu sein.
Dort können wir frei nach unseren Vorstellungen arbeiten. Es ist uns möglich, unseren Stimmungen und Gefühlen genauso wie realistischen Darstellungen Ausdruck zu verleihen.
Wir können nach verschiedensten Möglichkeiten malen und Skulpturen aus Ton und Speckstein entstehen lassen. Auch Möbel und Gebrauchsgegenstände werden von uns auf kreative und malerische Art überarbeitet. In der wärmeren Jahreszeit lassen wir auch schon mal die Kunst in der Landschaft entstehen, die LandArt. Dabei nutzen wir die Natur für die Gestaltung unserer Kunstwerke, die dann wiederum den Naturgewalten wie Regen, Wind und Sonnenschein ausgesetzt sind.
Bei der Arbeit erhalten wir Assistenz von unserem Kunstraumleiter Wolfgang Strecker.
Bei all unseren 'Vorhaben' geben WIR die Richtung vor und kommen so unserem Ziel, dem Kunstwerk, Schritt für Schritt näher.
Diese Ausstellung zeigt einen Teil der entstandenen Bilder.
geöffnet vom 1. bis 30.April 2012
"Schublade", Hauptstraße 17, 53804 Much, Geöffnet täglich ab 18 Uhr, Montag Ruhetag

Text-Empfehlung: "Pass auf ihn auf!" über Geschwister von behinderten Kindern

Georg Rothmann empfiehlt einen Beitrag in der Zeitschrift "Zeit", der auch online zu lesen ist. Unter der Überschrift "Pass auf ihn auf!" geht es um die Geschwister von kranken oder behinderten Kindern, die oft eine große Last tragen."
www.zeit.de/2012/10/Geschwister-Behinderte

Eichhof auf Facebook

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Das Zitat

Den Sinn der Welt / Verwirklicht / Die von Weisheit / Erleuchtete / Und von Liebe / Durchwärmte / Tat des Menschen
von Rudolf Steiner, gefunden von Georg Rothmann

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Termine

  • Sonntag, 6.Mai, 16:00 Uhr: Konzert "Live Music Now" Yehudi Menuhin Verein Köln
  • Sonntag, 23. Sept.,16.00 Uhr: "Barberellas" Barberchor Bonn singt Jazz u. Lieder im Stil der Comedian Harmonist
  • Samstag, 2.Juni, 19:00 Uhr: "Sixt'n Otten" Rockkonzert
  • Sonntag, 24.Juni, 12:00 - 17:00 Uhr: Sommerfest