Eichhof-Newsletter 18/2009 - 27.Juni 2009

Hallo und guten Tag,
heute bekommen Sie ausnahmsweise gleich schon den zweiten Newsletter . Das Thema "Jahrestagung" ist sehr ausführlich, so dass es nicht mit den "bunten" Meldungen vermischt werden sollte.
Sie finden den Newsletter auch im Internet auf eichhof.org
www.eichhof.org/newsletter/archiv/2009/18

Bericht über die gemeinsame Jahrestagung der Bundeselternvereinigung und des Verbandes anthroposophischer Einrichtungen vom 11. – 13. Juni 2009 in der Freien Hochschule für anthroposophische Pädagogik in Mannheim

Von Hilmar von der Recke
In der Vergangenheit hatten die beiden Veranstalter ihre Jahresmitgliederversammlungen getrennt abgehalten, wobei jeweils der andere Verband durch Vertreter präsent war. Erstmals hat in diesem Jahr eine gemeinsame Jahrestagung der Bundeselternvereinigung und des Verbandes der anthroposophischen Einrichtungen stattgefunden.

Dies ist neu und gut.
In der Vergangenheit wurde auf den Treffen der Bundeselternvereinigung tüchtig gearbeitet und engagiert um die anstehenden Themen gerungen. Aber bei Letzterem fehlte oft eine wichtige Gesprächseite, die Mitarbeiter. Es kam deshalb zu oft zu Äußerungen "über" statt zu Gesprächen „mit“ den Betreuern und Assistenten unserer Kinder.
Dies war diesmal ganz anders.
Es waren drei Gesprächsseiten vertreten. Einmal waren dies die zahlenmäßig deutlich am stärksten vertretenen Mitarbeiter aus den verschiedenen Einrichtungen aus Deutschland. Mit knapp sechzig Personen haben in diesem Jahr meines Erachtens nach weniger Eltern an der Jahresmitgliederversammlung teilgenommen als in den Jahren zuvor. Die aber waren sehr engagiert mit bei der Sache. Erfreulich war die große Zahl von Betreuten, auch sie sehr interessiert und engagiert.

Die Tagung begann in der großen Aula mit einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmer, abgefragt nach Regionen. Das Rheinland war bei den Eltern leider nur sehr schwach vertreten.

Den Einstieg in die Tagung stellten die Berichte der beiden Vorstandssprecher dar, von Bernd Keicher von der BEV und Christoph Boes vom Verband.

Anschließend trennten sich die Mitglieder der beiden Veranstalter. Wir Eltern bekamen eine Darstellung der Ergebnisse der Mitgliederbefragung zu ihren Wünschen und ihrer Zahlungsbereitschaft bezüglich neuer Engagements der BEV:
Bei mäßigem Rücklauf der Fragebögen stach der Wunsch hervor, im politischen Berlin und Brüssel stärker präsent zu sein und sich durch fach- und sachkundige Vertreter Gehör zu verschaffen. Es gab hierzu eine breite Diskussion. Eine Kommission soll Vorschläge zur Umsetzung und Finanzierung dieser Wünsche machen.
Die Mitarbeiter besprachen und beschlossen zur gleichen Zeit Verbandsregularien, u.a. Anpassung des Mitgliedsbeitrags und Genehmigung des Haushaltsplans für 2010.

Für den Abend gab es kein Programm. Die drei Eichhofvertreter, Frau Börstler und die Herren Rothmann und Lüking sowie der unterzeichnende (leider einzige) Vertreter des Gründerkreises nutzten die Zeit zu einem gemeinsamen Bummel über das Schlossgelände, heute die Universität, und die im Krieg weitgehend zerstörte und leider sehr schnell wieder aufgebaute Altstadt von Mannheim. Er endete in einer gemütlichen Kneipe.

Der zweite Tag stand zunächst ganz unter dem Tagungsthema "Chancen und Herausforderungen der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen"

Mit einem ausführlichen und erfreulich unjuristisch gehaltenen Vortrag stellte die zuständige Referentin aus dem Bundesarbeitsministerium (BMAS), Frau Stefanie Pagel, diese neue Konvention dar, die seit März 2009 geltendes Recht in Deutschland ist, und erläuterte die wesentlichen Punkte in einer sehr lebendigen Art. Dass Ihr Vortrag deutlich länger wurde als angekündigt, fiel überhaupt nicht auf. (Den Text und einige weitere Links zu dieser Konvention findet man unter www.bev-ev.de. Eine Zusammenfassung des Vortrags wird noch veröffentlicht.)
Danach teilten sich die Teilnehmer auf Arbeitsgruppen auf und arbeiteten dort in zwei durch das Mittagessen unterbrochenen Einheiten bis ca. 15.30 Uhr.
Die Zeit bis zum Abendessen galt dann bei der BEV der Jahresmitgliederversammlung und beim Verband der Aufnahme neuer Mitglieder.

Die gemeinsame Abendveranstaltung stand unter dem Thema "Ich bin ganz Ohr... Musik und Texte". Die Mitglieder des Orchesters des Parzivalhofs stellten ihr großes Repertoire an klassischen und Volksmusikstücken dar. Die Darbietungen wurden unterbrochen von sehr eindrücklichen Lesungen von Betreuten. Diese hatten mit Frau Ingeborg Woitsch von der Redaktion von "Punkt und Kreis" in dem seit 2007 laufenden Projekt "Mittelpunkt-Schreibwerkstatt" in verschiedenen Einrichtungen eigene Texte verfasst, die sie nun in beeindruckender Weise selbst vortrugen. Ihre Themen lauteten: Marinas Erfahrungen mit Arbeit, Meine Erlebnisse mit Behinderung, Wie sehen und finden mich andere Menschen? Wie gehe ich mit meiner Behinderung um? Kongress: In der Begegnung leben, Tagung Den Haag 2008, Meine Kunst- und Studienreise nach Chartres 2009 und Der fliegende Hut.
(Frau Woitsch ist eingeladen, auch auf dem Eichhof eine Schreibwerkstatt durchzuführen.)

Der Samstag begann mit einem sehr guten Vortrag von Rüdiger Grimm über die erste "Klassenstunde" von Rudolf Steiner und deren Bedeutung für die Heilpädagogik für Interessierte. Nach einem danach folgendem musikalischen Auftakt verteilten sich die Teilnehmer für den restlichen Vormittag auf vier Gesprächsforen.
Ich selbst nahm an der Gruppe "Fachstellen für Prävention, Beratung und Schlichtung" teil.
Hierzu hatte eine Arbeitsgruppe um Herrn Dahlhaus von der Lebensgemeinschaft Höhenberg ein Papier entwickelt, das dieser in der Eingangsversammlung am Donnerstag bereits vorgestellt hatte.
In der Diskussion ergab sich, dass in den einzelnen Einrichtungen sehr unterschiedlich mit Streitschlichtung und Beschwerdemanagement umgegangen wird. Auch dort, wo bereits erste einrichtungsübergreifende Schritte in diese Richtung gegangen worden sind, wie in der Region Nord und in Bayern, aber auch in den anderen Regionen besteht ein starkes Bedürfnis nach solchen Fachstellen. Ihr Vorteil wurde in der Professionalität und der Überparteilichkeit der Mitglieder einer solchen Stelle gesehen, insbesondere da, wo die Kommunikation zwischen den Beteiligten in den Lebensplätzen nicht so gut läuft. Aber auch hier gilt: Eine Fachstelle kostet Geld, ihre Qualität hängt ab vom Engagement der in ihr Arbeitenden.

In einem abschließenden Plenum wurden die Ergebnisse aus den Foren noch einmal dargestellt und den Organisatoren für ihren Einsatz und den reibungslosen Verlauf gedankt.
Die nächste Tagung soll vom 10. – 12. Juni 2010 stattfinden, der Ort wird noch mitgeteilt.

In der Hoffnung im nächsten Jahr als Mitglied einer Gruppe von Gründerkreismitgliedern an der Tagung teilzunehmen grüße ich, Hilmar v. der Recke

Wer noch mehr über Wahrnehmungen von der Tagung wissen will:
Ein Blick in http://www.verband-anthro.de/.../Der_fliegende_Hut
lohnt sich.

Mit freundlichem Gruß

Michael Ziegert
für das Redaktions-Team
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